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Faszien- Weltneuheit oder altbekannt und lange unterschätzt?

Faszien – Weltneuheit oder altbekannt und lange unterschätzt?

 

Ich freue mich rießig, über den ersten Gastbeitrag über Faszien von der lieben Anna.

Wie ich finde hat Anna das Thema auf den Punkt gebracht. Viel Spaß beim Lesen. 🙂


 

Jeder spricht von Faszien, Faszientraining, Faszienrollen,… – aber was sind eigentlich Faszien?

Faszien sind Bindegewebsstrukturen (wie z.B. Sehnen, Bänder, Gelenkkapseln, Organkapseln, Muskelbindegewebe), welche sich in überall in unserem Körper befinden. Das fasziale Bindegewebe umgibt uns wie ein großes Netz, wo es keinen Anfang und kein Ende gibt. Mit anderen Worten ein riesiges Geflecht was von Kopf bis Fuß alles miteinander verbindet. Im menschlichen Körper wird ausnahmslos jeder einzelne Muskel, jeder Knochen, jedes Organ und jeder Nerv von Faszien umhüllt.

Durch den faszialen Zusammenhang in unserem Körper können sich Strukturen gegenseitig beeinflussen. Schlussfolgernd kann man sagen, wenn es an einer Stelle „zwickt“ – kann es sich ein einem ganz anderen Ort auswirken. Aus diesem Grund ist es wichtig unseren Körper als eine Einheit zu sehen.

Unsere Faszien haben einen signifikanten Einfluss auf Muskulatur, Bewegung, Kraftübertragung, Haltung, Schmerzempfinden und Körperwahrnehmung. Jede Bewegung oder sportliche Höchstleistungen wären ohne Faszien nicht erklärbar. Viele Überlastungsschäden im Sport wie z.B. das Läuferknie oder Sehnenreizungen- sind Verletzungen von Faszien. Einen Muskelkater erklärte man sich Jahre lang durch Mikroeinrisse im Muskel – neuere Erkenntnisse stellen diese Theorie in Frage und es werden Mikroverletzungen der Faszien vermutet.

 

Können Faszien trainiert werden? – JA!

Faszien sind anpassungsfähig und können durch die richtigen Belastungsreize trainiert werden. Durch fasziales Training können  z.B. Schmerzen reduziert, die sportliche Leistungsfähigkeit verbessert, das Verletzungsrisiko gesenkt und das allgemeine Wohlbefinden gesteigert werden. Um Faszien optimal zu trainieren wäre es empfehlenswert, sich an die 4 Trainingsprinzip des Faszientrainings zu orientieren.

 

4 Prinzipien des Faszientrainings

 

1. Katapulteffekt

Der Katapulteffekt wird vor allem bei elastischen, rhythmischen Bewegungen wie gehen, laufen und springen genutzt. Um diesen Effekt zu trainieren sollte man also z.B. Springschnur springen, durch die Wälder spazieren oder durch die Natur laufen. Diese Aktivitäten könnten gleich mit dem Trainingsprinzip „Körperwahrnehmung“ kombiniert werden.

Katapulteffekt<br /> physio inspiriert

 

2. Körperwahrnehmung

Die Körperwahrnehmung findet hauptsächlich im Fasziengewebe statt und kann z.B. durch berühren, klopfen, bürsten, reiben, Gleichgewichtsübungen, Mikrobewegungen (=sehr kleine Bewegungen),… trainiert werden.

Wenn man durch unsere wunderschönen Wälder spaziert, kann man die verschiedensten Wunder unserer Natur erspüren oder barfuß mit unseren Füßen erkunden. Eine Möglichkeit die Körperwahrnehmung zu schulen wäre barfuß durch Bäche zu spazieren (Achtung – NICHT ausrutschen!) oder auf verschiedensten Untergründen zu gehen und diese ganz bewusst wahrnehmen. Vielleicht findet sich auch etwas worüber man balancieren kann. Dies sind nur einige wenige Beispiele, um die Wahrnehmung zu schulen.

Eine weitere Idee wäre, sich auf den Rücken zu legen – und von Fuß bis Kopf die einzelnen Körperabschnitte gedanklich durchzugehen – wie fühlen sich die Füße an, wie liegen die Beine, berührt die Lendenwirbelsäule den Boden, usw…  Anschließend kann man probieren gedanklich die Gelenke zu bewegen oder versuchen sich komplexere Bewegungsabläufe vorzustellen – z.B. sich vorzustellen über einen Baumstamm zu balancieren, einen Tennisaufschlag zu machen oder Stiegen zu steigen. Diese Methode eignet sich auch sehr gut bei ruhiggestellten Gelenken(z.B. durch eine Gips) – man sollte sich gedanklich vorstellen wie man z.B. das Handgelenk bewegt.

3. Fasziales Dehnen

Dehnen ist in der Wissenschaft noch ein kleines Stiefkind und noch schlecht erforscht. Laut derzeitigen Stand der Wissenschaft sollte man mindestens 40 Sekunden in der Dehnungposition verweilen. Herkömmlich wurde nur „gerade“ gedehnt – aber da Faszien dreidimensional sind sollte man sehr vielfältig und kreativ beim Dehnen sein.

Im folgenden eine kleine Variation einer Dehnposition, die vermutlicht jeder kennt.  Man steht auf beiden Füßen, die Beine sind gestreckt und man beugt sich mit dem Oberkörper gerade Richtung Boden (Finger Richtung Zehen) – nun kann man auch versuchen den Oberkörper nach links / rechts zu drehen, die Position der Beine verändern und wahrzunehmen wo / wie zieht es mehr oder weniger.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein weiteres Beispiel wäre, wenn man sich vor eine Wand stellt und beide Hände in beliebiger Höhe auf die Wand stützt. Nun versucht man sich mit dem restlichen Körper in alle Richtungen zu bewegen ohne die Hände von der Wand zu lösen – wie weit kommt man noch links / rechts / oben / unten mit dem Oberkörper? Wie weit kann ich die Beine von der Wand wegstellen? …

 

4. Fasziales Rollen

In vielen Sportfachgeschäften, in Fitnessstudios, in Therapieeinrichtungen oder in vielen Haushalten findet man heutzutage eine Faszienrolle. Rollen kann man unterschiedlich – schnelles Rollen aktiviert – langsames Rollen löst „Verklebungen“ und unterstützt die Regeneration. Beim langsamen Rollen sollte man an seine Schmerzgrenze gehen („angenehmer Schmerz“). Wenn an einer Stelle ein besonders schmerzhafter Punkt im Bereich eines „Muskels“ ist – sollte man auf dieser Stelle eine Zeit lang verweilen (im besten Fall lässt der Schmerz nach) und anschließend weiter rollen. Man kann mit Winkelveränderungen und Scherkräften experimentieren – z.B. Beine / Oberkörper / Arme auf der Rolle rotieren + rollen, mehr / weniger Gewicht auf die Rolle bringen,…

 

Generell sollte man beim Rollen darauf achten, dass man nicht direkt über die Kniekehle rollt (dort befinden sich viele Lymphknoten, welche Druck nicht mögen ;-)) und nicht über Knochenvorsprünge rollen. Vorsichtig sollte man auch beim Rollen über den Bauch sein – aus Sicherheitsgründen sollte man bei einer bestehenden Schwangerschaft oder organischen Problemen das Rollen unterlassen bzw. nur nach ärztlicher Abklärung durchführen. Weiters sollte erwähnt werden, dass es verschiedene Faszienrollen und Gegenstände (z.B. Bälle) gibt, womit man rollen kann – es gibt spezielle Faszienrollen, bei denen in der Mitte eine Aussparung für die Wirbelsäule ist, um nicht direkt über die Wirbelfortsätze (Dornfortsätze) zu rollen.

 


!!ACHTUNG!! – KEIN FASZIENTRAINING bei:

  • frischen Verletzungen
  • Entzündungen
  • hochgradiger Osteoporose
  • Krampfadern (nicht Rollen!)
  • gnadenloser Leistungsorientierung

 

Viele dieser Trainingsprinzipien sind seit viiiielen Jahren Bestandteil von verschiedensten Trainingskonzepten und somit keine neue Erfindung – das bedeutet wir trainieren unsere Faszien schon Jahre lang ohne es bewusst gewusst zu haben :-).

 

Liebe Valentina – ich wünsche dir gaaaaanz viiiiel Freude und Erfolg mit deinem Blog und ich freue mich auf weitere tolle Beiträge von dir 🙂

& danke dass ich meinen Senf auf deiner Seite dazugeben durfte 😉

 

liebe Grüße,

Anna

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Tags: Dehnen, Faszien, Faszientraining, Körperwahrnehmung

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