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Was du über den Bandscheibenvorfall wissen solltest!

Was du über den Bandscheibenvorfall wissen solltest!

 

In Österreich leiden viele Menschen an Rückenschmerzen. Die Wirbelsäule erweist sich laut Angaben von Statistik Austria als Problemzone Nummer eins. Demnach leidet rund ein Drittel der österreichischen Bevölkerung über 15 Jahren an Wirbelsäulenbeschwerden. Ganz schön viel oder?! Wer kennt das nicht- nach einem langen Tag in der Arbeit fühlen sich Rücken oder Nacken müde an und tuen manchmal sogar weh. Zum Glück vergeht der Schmerz zumeist nach wenigen Tagen wieder. Aber was heißt es, wenn die Schmerzen bleiben und die Diagnose Bandscheibenvorfall lautet?

In diesem Blogpost werde ich erklären wie ein Bandscheibenvorfall entsteht und was du über den Bandscheibenvorfall unbedingt wissen solltest. Dieses Thema ist nicht nur für Betroffene von großer Bedeutung, sondern vor allem für Menschen, die immer wieder an Rückenschmerzen leiden oder einer vermehrten Belastung der Wirbelsäule beispielsweise im Beruf ausgesetzt sind.

 

Was macht die Bandscheibe?

Beim Bandscheibenvorfall kommt es zu einer Vorwölbung der Bandscheibe, die sich zwischen den einzelnen Wirbelkörpern befindet. Die Bandscheibe besteht aus dem sogenannten Nucleus pulposus (harter Kern), der vom Anulus fibrosus (Faserring) umgeben ist. Zusammen bilden beide Bestandteile eine intakte Einheit. Insgesamt gibt es 23 Bandscheiben, wobei sich zwischen ersten und zweiten Halswirbel keine Bandscheibe befindet. Die Bandscheiben haben eine wichtige Stoßdämpferfunktion, beispielsweise wenn du läufst oder springst. Diese Funktion wird durch die Doppel S-Form der Wirbelsäule verstärkt. Gleichzeitig limitieren die Bandscheiben die Bewegungsfähigkeit der Wirbelsäule in einem physiologischen (normalen) Rahmen und dienen als Platzhalter zwischen den Wirbeln.

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Wusstest du, dass du in der Früh größer bist als am Abend? Das liegt unter anderem an den Bandscheiben der Wirbelsäule. Diese saugen sich über Nacht mit Wasser voll, welches über Tag hin durch Druck und Belastung wieder aus den Bandscheiben ausgepresst wird- ähnlich wie bei einem Schwamm. Aus diesen Grund ist ein Wechsel von Belastung und Entlastung sehr wichtig für die Bandscheibe und fördert das „Ansaugen“ von Flüssigkeit aus dem umliegenden Gewebe. Deshalb sind wir am Abend kleiner als in der Früh. Wer will kann gerne einen Selbstversuch starten. 😊 Das ist übrigens ein ganz normaler Vorgang- deshalb ist es auch für die Bandscheibe wichtig, dass du immer genug Wasser trinkst.

Am häufigsten treten Bandscheibenvorfälle in der Hals- und Lendenwirbelsäule auf. Das hat den Grund, da in diesen Bereichen der Wirbelsäule mehr Bewegung möglich ist und somit auch mehr Belastung. In der Brustwirbelsäule kommen Bandscheibenvorfälle relativ selten vor, da der Brustkorb diese umgibt und somit für mehr Stabilität sorgt.

 

Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?

In den meisten Fällen bestehen vor dem eigentlichen Bandscheibenvorfall bereits wiederkehrende Rückenschmerzen. Da die Beschwerden zumeist nach wenigen Tagen wieder vergehen, werden diese ersten Anzeichen von Betroffenen zunächst nicht ernst genommen. Über Jahre hinweg kommt es durch Alterungsprozesse und Fehlbelastungen der Bandscheibe zu deren Abnützung. Dadurch kann sich die Bandscheibe nicht mehr so gut mit Flüssigkeit ansaugen und verliert ihre Elastizität und einen Teil ihrer Höhe. Lang gehaltene Positionen, wie zum Beispiel Arbeiten in gebückter Haltung oder langes Sitzen belasten die Wirbelsäule vermehrt. Vor allem Menschen mit einen sitzenden Tätigkeit im Beruf haben durch das lange Sitzen eine vermehrte Belastung der Wirbelsäule. Mit der Zeit bilden sich durch die einseitige Belastung oder Überbelastung kleine Einrisse im Anulus fibrosus. In weiterer Folge tritt Bandscheibengewebe aus der Bandscheibe und es kommt zum Bandscheibenvorfall. Dies ist ein Prozess der nicht von heute auf morgen von statten geht, sondern sich über Jahre hinweg entwickelt. In wenigen Fällen entsteht ein Bandscheibenvorfall aufgrund eines Traumas.

Was passiert beim Bandscheibenvorfall?

Das Nervensystem kann du dir vorstellen, wie ein großes Netzwerk bestehend aus viiiielen Kabeln bis in die Zehen- und Fingerspitzen. Das Zentrum dieses Netzwerkes bilden das Gehirn und das Rückenmark. Das Rückenmark teilt sich im Wirbelkanal auf und die Spinalnerven treten durch die Zwischenwirbellöcher (Foramina intervertebralia) aus der Wirbelsäule aus. Die Spinalnerven teilen sich weiter in unterschiedliche Nerven auf, die jeden Muskel und jedes Gewebe in deinem Körper versorgen. Die Nerven sind für die Verarbeitung und Wahrnehmung von Sinnenseindrücken zuständig.

Durch die Vorwölbung der Bandscheibe meist nach seitlich hinten, kommt es zur Irritation von neuralen Strukturen (Netzwerk) in diesem Abschnitt der Wirbelsäule. Betroffen sind dabei das Rückenmark oder die Spinalnerven, die durch das Zwischenwirbelloch aus der Wirbelsäule austreten. Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls können sehr unterschiedlich sein. Durch die Irritation von neuralen Strukturen kommt es meist zu starken Schmerzen mit Ausstrahlungen in Arme oder Beine. Abgeschwächten Kraft oder reduzierte Sensibilität im betroffenen Körperteil, können ebenso aufgrund eines Bandscheibenvorfalls bestehen. Bei vielen Betroffenen kommt es durch die Schmerzen zu einer Schonhaltung oder Bewegungseinschränkung. Man unterscheidet beim Bandscheibenvorfall zwischen verschiedenen Schweregraden. Bei einer Protrusion handelt es sich um eine Vorwölbung des Bandscheibengewebes. Der nächste Schweregrad -der Prolaps- wird als eigentlicher Bandscheibenvorfall bezeichnet. Wenn das vorgewölbte Bandscheibengewebe keinen Kontakt mehr mit der Bandscheibe hat, spricht man von einem Sequester.

 

Bei schwerwiegenden Bandscheibenvorfällen insbesondere mit motorischen Ausfällen (Muskelschwäche), starken Schmerzen oder Sensibilitätsdefizite kann eine Operation notwendig sein. Wenn du Probleme beim Stuhlgang oder Harnlassen hast und/oder deine Oberschenkelinnenseite nicht mehr spürst, solltest du SOFORT einen Arzt aufsuchen!

WICHTIG: Nicht jeder Bandscheibenvorfall führt zu Beschwerden. Bandscheibenvorfälle werden oft zufällig bei bildgebenden Untersuchungen entdeckt, ohne das der Betroffene etwas davon gemerkt hätte. Besonders bei leichten Formen, wie zum Beispiel der Bandscheibenvorwölbung, leben die Betroffenen ohne Beschwerden, da keine schmerzhafte Nervenwurzelreizung ausgelöst wird. 75% der Bandscheibenvorfälle regenerieren sich selbst innerhalb von 6 Monaten. Cool oder?

 

Grundsätzlich soll jeder Rückenschmerz ernst genommen werden!! Allerdings ist anzumerken, dass die Diagnose Bandscheibenvorfall, nicht bedeuten muss, dass man ein Leben lang Schmerzen hat!  Sinnvoll ist es, bereits in der Frühphase eine ergonomische Beratung in Anspruch zu nehmen. Um dem Bandscheibenvorfall vorzubeugen ist richtiges Heben und Sitzen, die Anpassung des Arbeitsplatzes und die Kräftigung der Rumpfmuskulatur und ausreichend Bewegung von großer Bedeutung.

 

Bandscheibenvorfall- was nun?

Als Physiotherapeutin habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Diagnose Bandscheibenvorfall häufig zu Verunsicherung und Angst bei den Betroffenen führt. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen können Schmerzen durch adäquate Schmerztherapie in der Frühphase und Physiotherapie deutlich reduziert werden und bei guter Mitarbeit Folgeschäden reduziert oder sogar vermieden werden. Also kein Grund zur Panik!

In der Physiotherapie nehmen Schmerzreduktion, ergonomische Beratung, Muskelkräftigung und das Erlernen von sogenannten „Copingstrategien“ eine wichtige Rolle ein. Unter Copingstrategien versteht man Maßnahmen, die der Betroffene selbst anwenden kann, um Schmerzen zu reduzieren. Dazu gehören unter anderem Übungen, Lagerung oder Wärmeanwendungen. Ein wesentliches Ziel in der physiotherapeutischen Behandlung ist das Vermeiden von weiteren Verletzungen oder Bandscheibenvorfällen! Bei jeder Erkrankung bei der die Schmerzen länger als 6 Monate bestehen, spricht man von chronischem Schmerz. Da sich das Gehirn an den Schmerz „gewöhnt“ hat, wird es immer schwieriger diesen auszuschalten. Um dies zu verhindern, ist eine adäquate und zeitnahe Therapie von großer Bedeutung.

Ich hoffe ich konnte dir mit diesem Blogpost einen guten Überblick über das Thema Bandscheibenvorfall geben. Bei Fragen oder Anregungen einfach ein Kommentar unter dem Blogpost hinterlassen. 🙂

 

Liebe Grüße,

 

Valentina

 

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Tags: Bandscheibe, Bandscheibenvorfall, Rückenschmerzen

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7 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hallo valentina!!!
    Sehr guter Blog!!!
    Meine frage!! Ich habe vor drei jahren meinen vorfall operiert und das war wie eine Erlösung für mich!!!! Aber jetzt häufen sich meine rückenschmerzen wieder und es dauert wieder viel länger zum regenerieren!!! Arzt aufsuchen??

    Antworten
    • Hallo Max 🙂 Vielen Dank!
      Ich würde dir empfehlen zunächst einmal einen Arzt aufsuchen. Der analysiert deine Symptome genau und kann mögliche andere Ursachen ausschließen. 🙂 Ich finde es super, dass du gegen deine Beschwerden etwas machen willst! Viel Erfolg bei der Genesung 🙂

      Antworten
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      Antworten
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    Dezember 23, 2021 14:22

    Danke für diese Informationen zum Bandscheibenvorfall! Mein Onkel hat seit längerem einen Bandscheibenvorfall und hat demnächst sogar einen Termin bei einem Facharzt für Chirurgie, da er wahrscheinlich eine OP benötigt. Guter Hinweis, bereits in der Frühphase eine ergonomische Beratung in Anspruch zu nehmen. http://www.dieunfallchirurgen.at/

    Antworten

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